Back to Russia

Bin ich schon drin? Ja, ich habe die Grenze hinter mir gelassen, und fahre auf einer kurvigen Straße über den russischen Teil der Kurische Nehrung.

Die unterschiedlichsten Gerüchte habe ich die letzten Tage über Visa für Kaliningrad gehört, vom Visum mit mehrmaliger Einreise bis zum Spezial Visum für die Exklave gab es alle Aussagen. Mein Russland – Visum für zweimalige Einreise hat mich ohne größere Schwierigkeiten wieder in dieses so extreme unterschiedliche Land gebracht. Was für eine Stadt! Laut, schmutzig, und ein Verkehr, gegen den Murmansk und Sankt Petersburg wir ausgestorben wirken. Alle Straßen sind verstopft, Ich Rolle in der Rush Hour in die City. Die ersten Meter schwimme ich im Lärm und Staub mit dem Verkehr, ohne Karte und Straßen- Navi wird das Ganze zu einer Orientierungsfahrt nur nach Koordinaten und Kompass. Die Nadel des Garmins zeigt nach Süden, fünf Kilometer quer durch die Hochhausschluchten bis zum Hotel. Meine Erfahrung mit Misha hat mich gelehrt selbst mit einem Big-Bike mit Koffer, schneller als die anderen voran zu kommen, für Zweiräder gilt in Russland nur eine Regel, die weiße Linie in der Mitte der Fahrbahnen darf nicht überschritten werden. Ich Schlängle mich durch die Autoreihen, wenn es eng wird drehe ich ein zwei Mal am Gas, um auf mich aufmerksam zu machen. Kreuzungen mit Straßenbahnschienen sind eine ganz besondere Herausforderung. Die Gleise ragen oft gut 5 cm aus dem Kopfsteinpflaster, jeder versucht mit seiner eigen Technik diese Mehrspurigen Hindernisse zu überqueren, die Autos fahren meist in Schlangenlinie um jedes Rad einzeln durchs Gleisbett zu bugsieren, ich habe mittlerweile meine ganz eigene Technik entwickelt, nicht durch die Mitte der Kreuzung, sondern dicht neben den Fußgängern ganz am Rand (manchmal auch über die Verkehrsinsel), dort sind die Spuren des Querverkehrs nicht so ausgefahren. Auf diese Weise kann ich meist ein zwei Autos oder eine LKW hinter mir lassen. Eine halbe Stunde dauert diese Sonderprüfung mit Schlaglöchern in ganz neuen Dimensionen, dann stehe ich vor einem 10 Stockwerk hohen Plattenbau umringt von andern alten Meisterwerken der sozialistischen Städteplanung.

Am Abend starte ich zu meiner Motorrad- Exkursion, durch die City. Es gibt kein besseres Verkehrsmittel als ein motorisiertes Zweirad mit ausreichend Federweg, ich bin schneller als jedes Taxi, jeder Bus. Das war knapp, die Böhenwalze der nahenden schwarzen Gewitterfront bläst mich um ein Haar über das nur 30 cm hohe Brückengeländer, ich unterbreche meine Stadtrundfahrt. Mit einem Auge habe ich das Chaos vor mir auf der Straße im Blick, mit dem andern scanne ich die Gebäude hinter der Alle am Straßenrand, immer auf der Such nach eine Café in dem ich Unterschlupf finde, und das Bike im Blick habe. Im letzten Moment erkenne ich eine überdachte Terrasse. Ich parke auf dem breiten Gehweg unter einem Großen Baum, in letzte Sekunde schaffe ich es trockenen Fußes noch in das Restaurant. Erst jetzt nach dem Regen bemerke ich wie grün dies Stadt ist. Ich habe den Eindruck, dass die Bäume entlang den Straßen, das einzige sind, was dein zweiten Weltkrieg überstanden hat. Im August 1944 wurde die Stadt von britischen Luftangriffen schwer zerstört, Ich finde kaum noch alte Zeitzeugen, nur hier und da ein paar alte Fragmente und einzelne Gebäuden. Die Stadt mach auf mich den Eindruck, als sei Glasnost, Perestroika und der letztlicher Verfall der Sowjetunion spurlos an ich vorbeigegangen. Ein kleiner Teil der Bevölkerung bemüht sich heute um die Rückbenennung der Stadt in den alten Deutschen Namen Königsberger. Ich kann diesen Wunsch nicht teilen, nichts verweist mehr auf die eins deutsche Bevölkerung und Geschichte. Die nach dem Krieg verbliebenen 20 000 Deutschen Einwohner wurden von Stalin deportiert.