Schon ein Mal bin ich über die Allee B105 geflogen. Kurz nach dem Fall der Innerdeutschen Grenze, war diese eine meiner ersten längeren Touren auf zwei Rädern. Damals ging es Richtung Osten, deutlich schlechter war die Straße und ich erinnere mich gut daran wie ich eine Ostdeutsche Polizeistreife überholt habe. Diese hatte dann versucht die Verfolgung auf zu nehmen, doch ein beherzter Dreh am Gas, und einige Autos später war ich wieder alleine unterwegs. Ein wenig vermisse ich die bogenförmigen Brücken, bei denen damals jedes Mal der Motor aufheulte wenn das Hinterrad den Kontakt zum Kopfsteinpflaster verlor.
„Gehe nicht über Los“ heiße es nicht nur beim Monopoly. Zum ersten Mal registriere ich, dass auch meine Reise zu Ende geht. Am liebsten würde ich den Schildern „Skandinavien Kai“ rund um Travemünde folgen, wieder im Bauch eines dieser Großen Schiffe mit den Lettern „Finnlines“ verschwinden, und mich 30 Stund später, in Helsinki nur 1100 km vom Nordkap entfernt von Bord machen.
Kiel Anfang und Ende. Hier sind wir am 11 Mai mit der MS Fantasy zu unserer großen Runden aufgebrochen. Gegenüber an der Kaimauer liegt nun die Stena Scandinavica, die in wenigen Stunden nach Oslo aus läuft. Ich wende die Kreditkarte zwischen den Fingern, wäre es doch ein leichtes, statt dem Zug in den Süden ein neues Ticket in den Norden zu lösen. Beim Anblick der Großen Dampfer wird mir auch bewusst was all die Menschen so fesselt, wenn sie hier an der Mole sitzen und den Giganten hinter her schauen. Fernweh ist es was sie immer wieder hier her bringt. Dieses Gefühl an Bord zu gehen, einen Reise an zu treten, einen bekannten Ort auf zu suchen oder wie wir, zu einem Abenteuer zu starten.
In der Abenddämmerung mache ich mich auf zur Elbmündung, eines meiner letzten Ziele dieser Reise. Oben auf dem Damm sind die riesigen Containerfrachter zu greifen nahe, wer weiß, sicher lummert im dem ein oder andern Container auch ein Motorrad, ist gerade auf dem Weg zum Start einer großen Tour in Afrika oder Amerika oder Australien.